Wenn das Atmen schwerfällt
Equines Asthma ist eine chronische, nicht-infektiöse und entzündliche Erkrankung der unteren Atemwege. Die Erkrankung ist weitverbreitet und stellt Halter vor komplexe Herausforderungen, insbesondere im Bezug auf die Haltung von erkrankten Pferden.
Die Erkrankung geht mit chronischen Entzündungsprozessen und Umbauvorgängen in der Lunge einher. Es kommt zum Anschwellen der Schleimhäute und vermehrter Schleimsekretion, sowie zu einer Verengung der kleinen luftführenden Atemwege (Bronchien). Die Folge ist ein verminderter Gasaustausch in der Lunge. Hierfür ursächlich ist eine dauerhaft übermäßige Reaktion des Immunsystems auf inhalierte Antigene aus der Stallluft.
Es gibt verschiedene Faktoren die prädisponierend für das Equine Asthma sind:
- Erhöhte Staubbelastung durch Stallhaltung
- Schlechte Lufthygiene
- Allergien z.B. auf Schimmelpilzsporen, Futtermittelmilben, Pollen
- Kleinste Pflanzenpartikel
- Schadgase (z.B. Ammoniak)
- Ggf. auch genetische Prädispositionen
Welche Symptome zeigen erkrankte Pferde?
Pferde die an EA erkrankt sind, zeigen anhaltenden Husten (>3 Wochen). Der Husten kann bei einer geringgradigen bronchialen Obstruktion (Verengung) auch als sogenanntes „Abhusten“ zu Beginn der Arbeit mit dem Pferd wahrgenommen werden. Im fortgeschrittenen Stadium ist der Husten ausgeprägter und kommt gegebenenfalls auch in Ruhe vor.
Die Atemfrequenz ist in Ruhe erhöht (>20 Atemzüge in einer Minute), die Nüstern können geweitet sein und es kommt zu einer sichtbaren Bauchpresse beim Ausatmen.
Durch die vermehrte Schleimproduktion kann es zu Nasenausfluss kommen. Dieser wird meist nach körperlicher Belastung sichtbar, kann jedoch auch vom Pferd abgeschluckt werden. Bei fortgeschrittenem EA kommt es zu einer Leistungsminderung. Wenn die Dyspnoe (erschwerte Atmung) hochgradig ist und über mehrere Wochen besteht, kann es zur Abmagerung des Pferdes kommen. Die Futteraufnahme wird dabei aufgrund von Atemnot vom Pferd gemieden.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Hierfür beurteilt die behandelnde Tierärztin das klinische Bild ihres Pferdes. Dabei ist zu beachten, dass die Symptome je nach der aktuellen Staubbelastung stark variieren können, weshalb eine sorgfältige Anamnese wichtig ist.
Differentialdiagnosen wie z.B. eine infektiöse Atemwegserkrankung sollten abgeklärt werden.
Zu dem, kann eine endoskopische Untersuchung der oberen Atemwege durchgeführt werden. Dabei können Entzündungsanzeichen und auch Sekret beurteilt werden. Entnommenes Sekret aus der Luftröhre oder eine Lungenspülprobe kann auf Entzündungszellen untersucht werden und weitere Hinweise liefern.
Ggf. kann eine arterielle Blutgasanalyse durchgeführt werden um die Gasaustauschstörung zu beurteilen.
Ein Röntgen liefert Hinweise über die Belüftung der Lunge, wobei die Aussagefähigkeit vor allem bei gering- bis mittelgradigem EA begrenzt ist. Ein Ultraschall der Lunge bietet lediglich eine Aussagefähigkeit hinsichtlich dem Ausschluss von Differentialdiagnosen.
Wie wird mein Pferd therapiert?
Haltungsoptimierung ist das Stichwort. Medikamentöse Therapien dienen lediglich einer symptomatischen Behandlung und sind primär in Kombination mit einer Allergenvermeidung sinnvoll.
Staub und Schadgase sollten vermieden werden. Dabei sollten Stallarbeiten, wie Boxen misten, Fegen und aufschütteln von z.B. Heu nicht in unmittelbarer Nähe zum Pferd, besser sogar, in Abwesenheit des Pferdes geschehen.
Es sollte qualitativ hochwertiges Heu, ggf. gewässertes Heu (min. 10 min) oder bedampftes Heu (kommerzielle Bedampfer) verfüttert werden. Silage oder Heucobs können ebenfalls in Betracht gezogen werden. Kraftfutter kann angefeuchtet werden oder in pelletierter Form gefüttert werden.
Es ist auf eine gute Boxenhygiene zu achten.
Die Lagerung von Heu/Stroh sollte nicht in den Stallungen erfolgen und eine gute Frischluftzufuhr gewährleistet sein. Alternativ zum staubreichen Stroh kann das Pferd auf Späneeinstreu aufgestallt werden. Heunetze führen zu einer Zunahme des einatembaren Staub für das Pferd und sollten nicht für erkrankte Pferde genutzt werden.
Erkrankte Pferde benötigen der Leistungsfähigkeit angepasste Bewegung in staubarmer Umgebung.
Solekammern und eine Inhalation mit hypertoner Lösung (3%ige Natriumchloridlösung) können Schleimlösende Effekte haben.
Die medikamentöse Therapie richtet sich vor allem gegen die wichtigsten Pathomechanismen des EA. Eine Entspannung der Bronchialmuskulatur, Schleimlösung und Förderung der Clearance der Lunge und eine verminderte Schleimhautschwellung werden hierbei gefördert. Es kann auch eine medikamentöse Therapie mittels Inhalation infrage kommen.
Bei der Therapie ist zu beachten, das mehr als drei Monate staubreduzierte Umgebung notwendig sind um eine maximale Verbesserung der Lungenfunktion feststellen zu können. Die Umbauvorgänge in der Lunge sind nur partiell reversibel, daher sollten betroffene Pferde früh therapiert werden.
Wo kann ich mich noch informieren?
Die Gesellschaft für Pferdemedizin (GPM) bietet eine informative Podcast-Reihe zum Thema Equines Asthma: https://gpm-vet.de/de/service/podcast/300-11-equines-asthma
Quellen:
Schwarz B. Equines Asthma – Empfehlungen zu Therapie und Haltung. Pferdespiegel 2020; 23(03): 103 – 114. doi:10.1055/a-1215-4448
Couëtil LL, Cardwell JM, Gerber V. et al. Inflammatory Airway Disease of Horses – Revised Consensus Statement. J Vet Intern Med 2016; 30: 503-515
Barton A, Gehlen H. Remodeling beim equinen Asthma – Einfluss von Haltungsoptimierung und pharmakologischer Therapie. Tierärztliche Praxis Ausgabe G: Großtiere / Nutztiere 2021; 49(05): 320 – 325. doi:10.1055/a-1581-6231
Chronisch-obstruktive Bronchitis (COB). In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A, ed. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016.
Krankheiten der Atemwege. In: Coenen M, Vervuert I, ed. Pferdefütterung. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019.