Was ist Herpes/EHV?
Herpes (EHV= Equines Herpes Virus) ist eine hochansteckende virale Infektionskrankheit, die bei Pferden jeden Alters auftreten kann. Die Übertragung findet über eine Tröpfcheninfektion statt, sowohl von Pferd zu Pferd, als auch über Personen und Gegenstände.
Ca. 80-90% der Pferde sind latente (stille) Träger von EHV-Viren. Reaktiviert und wieder ausgeschieden werden die Viren z.B. durch Stress, Transporte oder Geburten.
Es gibt mehrere Typen der equinen Herpesviren, die unterschiedliche Krankheitsbilder hervorrufen können. Man unterscheidet die folgenden 5 Typen:
- EHV-1 – Abort bei der Stute, Equine Herpesmyeloenzephalitis (EHM)
- EHV-2 – Keratokonjunktivitis, Rhinitis, Pharyngitis
- EHV-3 – Koitalexanthem
- EHV-4 – Rhinopneumonitis
- EHV-5 – Keratokonjunktivitis, Rhinitis, Pharyngitis
EHV-1 und EHV-4 sind die klinisch relevanten Typen, gegen die eine Impfung empfohlen wird.
EHV-1
Das klinische Bild der EHV-1-Infektion zeichnet sich oft durch Fieber und respiratorische Symptome aus. Zusätzlich kann es zu Aborten bei tragenden Stuten kommen. Bei schweren Verläufen kann es zu neurologischen Veränderungen (Gangstörungen, Harn- und Kotabsatzprobleme, Festliegen) kommen. Einige Pferde können auch ohne Symptome erkranken und nur durch positive Proben identifiziert werden.
Die Inkubationszeit beträgt ca. 4-7 Tage.
EHV-4
Die EHV-4-Infektion zeichnet sich durch Fieberschübe und eine Atemwegsinfektion, die sogenannte Rhinopneumonitis, aus.
Warum sollte ich mein Pferd gegen Herpes impfen?
Ziel der Impfung ist es die Herpes-Virusausscheidung zu reduzieren, um so die Infektionskette zu unterbrechen und den Infektionsdruck in Pferdebeständen zu minimieren. Zusätzlich kann die Impfung vor schweren Krankheitsverläufen schützen.
Einmal infiziert, bleiben die Pferde ihr Leben lang Virusträger. Unter Stress kann das Virus wieder aktiviert werden und so andere Pferde infizieren.
Was wird geimpft?
Wir verwenden den Impfstoff „Equip EHV 1, 4“ von Zoetis. Dies ist ein inaktivierter Kombinationsimpfstoff mit den equinen Herpesviren Typ 1 und Typ 4. Wie auch die anderen Impfstoffe wird der Herpes-Impfstoff als Injektion tief in den Muskel (intramuskulär) geimpft.
Wie oft muss ein Pferd gegen Herpes geimpft werden?
Um einen Wirksamen Schutz zu erlangen, benötigt es eine einmalige Grundimmunisierung sowie regelmäßige Wiederholungsimpfungen:
Grundimmunisierung: 3 Impfungen
- Impfung
- 4-6 Wochen später
- 6 Monate später
Die Erstimpfung kann im Alter von 5-6 Monaten erfolgen.
Wiederholungsimpfung: alle 6 Monate
Trächtige Stuten: im 5., 7. Und 9. Monat der Trächtigkeit
Nebenwirkungen
Wie bei den meisten Impfungen kann es nach der Herpesimpfung zu leichtem Fieber über 1 bis 2 Tage kommen, sowie zu einer Schwellung an der Injektionsstelle. Sollte Ihr Pferd eine Impfreaktion haben, melden Sie sich nochmal bei uns!
Ich möchte mit meinem Pferd auf Turniere.
Was muss ich beachten?
Die kurzfristig von der FN eingeführte Impfpflicht für Turnierpferde gilt nicht mehr!
Allerdings zählt die Ständige Impfkommission der Veterinärmedizin (StiKo Vet) die Herpes-Impfung als Core-Impfung und somit sollte jedes Tier zu jeder Zeit gegen diese Erkrankung geschützt sein.
Wer mit seinem Pferd viel unterwegs ist (Turniere, Training, Ausritte, Ausflüge, etc.) sollte eine Herpes-Impfung in Betracht ziehen.
Weitere Informationen zu Gesundheitsvorsorge und Impfungen finden Sie hier.
Quellen:
- Handbuch Pferdepraxis. Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A, Hrsg. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016. doi:10.1055/b-004-129693
- Vetidata Eintrag zu Equip EHV1,4 (aufgerufen am 15.02.2022)
- https://vetidata.de/public/details/impfstoff_details.php?params=113,74,65,74,139,131,74,67,74,50,123,117,137,50,75,131,74,66,74,50,68,68,50,75,141
- https://www.pferd-aktuell.de/ausbildung/pferdehaltung/impfung/herpes-impfung
- Leitlinie zur Impfung von Pferden | StlKo Vet am FLI | Stand 1.2.2019, 4. Auflage
- Kerner K, Gentil M, Müller E. Equines Herpesvirus-1: Symptomatik und Signalement von 54 infizierten Pferden. Pferdespiegel 2022; 25(01): 37 – 40. doi:10.1055/a-1743-0158